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Häscher. »Wir sind Lian.«
»Lian!«, rief Beau und richtete sich auf.
»Die Ihr Elfenvolk nennt«, antwortete einer der großen, schlanken Krieger. »Aus dem Ardental.« Er schlug seine
Kapuze zurück. Darunter leuchtete ein goldener Haarschopf, den er mit einem Lederriemen zurückgebunden
hatte. Die spitzen Ohren und seine mandelförmigen, grünen Augen ließen keinen Irrtum zu, obwohl Letztere im
Licht der Sterne und des Mondes nur schwer zu erkennen waren. »Mich nennt man Vanidor.«
Tipperton schlug die Hände vor das Gesicht und sank zu Boden.
Vanidor kniete sich neben ihn. »Seid Ihr krank, kleiner Mann?«
Tipperton sah zu ihm hoch, während ihm die Tränen über das Gesicht liefen. »Nein. Ich meine, es geht mir gut.
Es ist nur so, dass wir versucht haben, Euch zu finden, und es war so schwer.«
Der Elf legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Weint nicht, kleiner Mann. Denn Ihr und Euer Kamerad
habt uns nun gefunden, welche Not Euch auch immer dazu getrieben haben mag.«
»Wo wir gerade von Not sprechen«, meldete sich eine klägliche Stimme. Beau hatte sich aufgerichtet. »Habt Ihr
zufällig etwas zu essen? Selbst ein Zwieback wäre jetzt sehr willkommen.«
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11. Kapitel
»Köstlich«, nuschelte Beau mit vollem Mund. »Was ist das?«
»Mian«, antwortete Loric. Der blonde Elfenkrieger hatte den Bokkern dicke Scheiben Elfenbrot gegeben. »Es
besteht aus Honig, Getreide und verschiedenen Nüssen. Es hält sich lange, sogar mehrere Jahreszeiten, ohne dass
es verdirbt.«
Während dieser Unterhaltung marschierten Tipperton, Beau und zwei der Elfenkrieger über leicht hügeliges
Gelände. Der Boden war zwar auch hier mit Schnee und Eis bedeckt, aber die Eskorte der beiden Wurrlinge half
ihnen über die glatten Stellen hinweg. Nachdem sie endlich den Ödwald hinter sich gelassen hatten, waren sie
jetzt unterwegs zu einem Lager, das laut Aussage der Elfen sicher war. Die beiden Elfen namens Loric und
Arandar hatten den Auftrag erhalten, die beiden Bokker dorthin zu geleiten.
»Jedenfalls stellt es Zwieback bei weitem in den Schatten.« Beau biss noch ein Stück von der Mianscheibe ab.
»Ich bin froh, dass wir Euch getroffen haben, auch wenn Ihr versucht habt, uns zu töten.«
»Wir hielten Euch für zwei Rucha, weil Ihr von derselben Größe seid.«
»Damit sind wir dann wohl quitt«, erwiderte Tipperton und schluckte einen weiteren Bissen hinunter. »Als Ihr
mich gepackt habt, hielt ich Euch für einen Hlök.«
»Zu unserem Glück wart Ihr keiner«, fügte Beau hinzu.
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»Wahrlich, Fortuna hat Euch Ihr lächelndes Gesicht gezeigt, denn die Rüpt haben zuvor einen Hinterhalt in
diesem Tal vorbereitet.« Arandars dunkle Augen blickten ernst, und seine stützende Hand schloss sich fest um
Beaus Schulter.
»Himmel!«, stieß Beau hervor. »Wir wären ihnen einfach so in die Arme gelaufen, genauso wie wir auf Euch
getroffen sind ... Sagt, was ist mit diesen, ähem, Rüpt passiert?«
»Sie erfreuen sich nicht länger ihres Lebens«, antwortete Arandar grimmig.
»Meiner Treu!«, stieß Beau hervor.
Eine Weile gingen sie schweigend weiter. »Es muss wahrlich eine bemerkenswerte Geschichte sein«, begann
Loric dann, »wie Ihr beide dort in diesem fürchterlichen Wald umhergeirrt seid ...«
»Umhergeirrt?«, fragte Tipperton, und verschluckte sich dabei fast am Mian.
»... aber sie kann warten, bis wir unser Lager erreicht haben und Alor Vanidor und die anderen von ihrer
Patrouille zurückkehren.«
Tipperton sah zu Loric hoch. »Alor? Alor Vanidor?«
»In Eurer Sprache bedeutet das Lord«, antwortete Loric. »Lord Vanidor.«
Der Mond setzte gemächlich seine Bahn über den Nachthimmel fort, und die beiden müden Bokker wurden
immer langsamer, bis die beiden Elfen und die zwei Wurrlinge schließlich einen zugefrorenen Strom
überquerten und am anderen Ufer vor einem Kiefernwäldchen Halt machten. Loric gab ein leises Geräusch von
sich, das von einem Winterwiesel hätte stammen können. Ein ähnliches Keckem antwortete ihm. Danach stiegen
die vier den eisigen Hang hinauf und traten zwischen die mit Eis überkrusteten Bäume. Sie kamen an zwei
Wachen vorbei, die jedoch stumm blieben und die bei-
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den Wurrlinge nur staunend betrachteten. Waerlinga waren in diesem Teil der Welt ein seltener Anblick.
Sie durchquerten den Wald und kamen schließlich zu einem versteckten Einschnitt unter einem tief hängenden
Vorsprung, wo ein weiterer Wachposten die beiden Bokker aus großen Augen betrachtete. Sie traten in den Spalt
und bogen um eine Kurve. Dort warteten sie, während Arandar eine kleine Laterne anzündete, die er aus einer
Nische im Fels genommen hatte.
»Himmel.« Beau stampfte mit dem Fuß auf den trockenen Boden der Höhle. »Endlich fester Boden unter den
Füßen. Ich habe wahrhaftig genug davon, dass ich ständig auf meinen Fußspuren ausrutsche.«
Tipperton knurrte etwas Unverständliches, als Arandar voranging. Die Klappe der Laterne war nur ein bisschen
geöffnet, und es drang nur ein winziger Lichtstrahl heraus. Sie folgten dem gewundenen Gang, dessen Decke aus
uraltem Felsgestein bestand. Loric und Arandar mussten sich an so mancher Stelle bücken, was Tipperton und
Beau allerdings erspart blieb.
Schließlich gelangten sie ans Ende des Spaltes und traten in eine große Mulde hinaus, über welcher die Sterne
funkelten. Um sie herum stieg der Boden der Senke an, bis er sich nach innen wölbte und einen breiten
Überhang bildete. Unter diesem Schutzdach, und an die runden Felswände gelehnt, standen steinerne Gebäude.
Zumeist waren es Ruinen, obwohl einige Katen noch intakt schienen. Links neben dem Eingang flackerte ein
Kochfeuer, um das sich eine Gruppe Elfen geschart hatten. Sie saßen auf Felsblöcken oder auf dem Boden. Beau
seufzte, und Tipperton sank vor Erleichterung fast auf die Knie. Endlich fiel die Furcht von ihnen ab, denn jetzt
hatten sie das Lager der Elfen erreicht und fühlten sich sicher.
»Willkommen in Kolare an e Ramna«, sagte Loric. »Hier
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stehen die Lian Wache, an diesem Abschnitt der langen Grenze des Ödwaldes.«
Tipperton sah zu Loric hinauf. »Kol... Kol...?«
»Kolare an e Ramna«, wiederholte der Elf. »Die Senke der Verschwundenen.«
»Die Verschwundenen?«
Loric deutete auf die Ruinen. »Das meint jene, welche diese Häuser gebaut haben. Wir wissen nicht, wer sie
waren, denn sie waren bereits fort, als wir diese Senke entdeckt haben. Die Hütten standen schon seit langer Zeit
leer. Und bis auf diese Ruinen haben sie nichts zurückgelassen, was einen Hinweis auf sie geben könnte. Keine
Symbole, keine Schnitzereien, nichts.« Der Elf warf einen nachdenklichen Blick auf die Behausungen.
»Doch kommt, gehen wir zum Feuer«, fuhr er dann fort. »Dort warten Wärme und heißer Tee auf uns.« Loric
wandte sich um.
Beaus Augen leuchteten, als er ihm folgte. »Himmel, ein Feuer und heißer Tee! Wir hatten keins von beidem,
und nicht mal Wärme, seit... seit... mal sehen ...«
»Zehn Tagen«, erklärte Tipperton. »Ungefähr. Seit wir Gabelhain verlassen haben.«
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