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ausreichen.
»Also gut. Sie wird Minos geopfert werden.«
Var spürte ein Schwindelgefühl, und seine Schwäche wuchs.
Seine ärgsten Befürchtungen waren auf brutale Weise bestätigt
worden. »Warum?«
»Du hast im Sterben gelegen. Ärztliche Betreuung ist
kostspielig. Sie erklärte sich einverstanden, in den Tempel
einzutreten. Das geschieht immer freiwillig, denn wir sind
schließlich zivilisiert. Dafür haben wir dich gesundgepflegt. Und
weil sie hübsch zu werden verspricht und dies dem Gott
angenehm ist, erklärten wir uns mit diesem ungewöhnlichen
Vorschlag einverstanden. Heute haben wir ihr bewiesen, daß wir
uns an den Handel gehalten haben, und nun wird sie sich auch
daran halten.«
»Sie wird  sterben?«
»Ja.«
Var ließ den Bettpfosten fallen und setzte sich verwirrt und
entsetzt hin. »Wie?«
»Man wird sie an den Felsen vor dem Eingang zum Labyrinth
anketten. Minos wird kommen und sie verschlingen, wie es seine
Gewohnheit ist. Und dann wird das Glück einen Monat lang Neu
Kreta wieder hold sein, denn unser Gott ist zufriedengestellt.«
Noch eines mußte Var unbedingt wissen. »Wann?«
»Ach, erst in zwei Jahren. Deine Freundin ist ja noch ein Kind.«
Er warf Var einen undeutbaren Blick zu. »Andernfalls wäre sie
gar nicht in Frage gekommen.«
Var verfolgte diese Andeutung nicht weiter. Es lag ihm nichts
daran. Die Erleichterung war so kräfteverzehrend wie die
Bedrohung. Zwei Jahre! Es gab tausend Dinge, die er während
dieses Zeitraumes tun konnte, um sie zu retten.
»Denk daran, Nomade, sie hat sich zu einem Handel bereit
erklärt. Ungeachtet ihrer Jugend, schien sie uns eine Person zu
sein, die ehrlich zu ihrem Wort steht. Sie wird ihr Versprechen,
das dein Leben rettete, nicht brechen, egal, was du vielleicht
versuchen magst.«
Und das war, wie Var enttäuscht feststellte, die Wahrheit. Soli
war immer bedacht gewesen, einen Handel einzuhalten, jeden
Handel. Sie hatte zwar nichts gegen die Anwendung kleiner
Listen, wie etwa sich als Junge zu verkleiden oder sich die nötige
Nahrung zusammenzustehlen, aber die große Linie mußte gewahrt
werden.
Der Mann stand auf. »Mir ist klar, daß es dir schwerfällt, dich
in eine fremde Kultur hineinzudenken, so wie es mir sicher
schwerfiele, mich an euer System in Amerika mit Irren und
Kampfringen zu gewöhnen.« Var fiel auf, daß der Mann trotz
seiner angeblichen Unwissenheit schließlich doch etwas von der
Existenz der Nomaden wußte. Vielleicht hatte Soli es ihm
berichtet, und er hatte sich bei Var vergewissert. »Du wirst aber
sehen, daß wir fair, ja sogar großzügig sein können, wenn man
sich an unser System hält. Morgen wird man dich entlassen, und
ich werde dich zur Arbeitsvermittlung bringen. Dort wird man
deine Fähigkeiten testen und dir die erforderliche Ausbildung
angedeihen lassen. Und dann liegt alles bei dir. Wenn du gute
Arbeit leistest, wirst du auch gut essen.«
Er ging.
Var legte sich aufs Bett. Das Funktionieren dieses Systems
imponierte ihm. Es wies gewisse Ähnlichkeiten mit dem
Imperium auf. Doch er hatte nicht die Absicht, Soli sterben zu
lassen.
Und er hatte viel Zeit zum Planen. Bis er sich etwas Passendes
ausgedacht hatte, konnte er sich eine Zusammenarbeit mit den
Menschen von Neu Kreta erlauben.
*
Var wurde Müllarbeiter. Weil er häßlich war und die
angebotene Ausbildung nur oberflächlich, waren ihm gehobenere
Arbeiten verwehrt. Weil er Analphabet war, und dazu
ungeschickte Hände hatte, war er den komplizierteren Tätigkeiten
auf Neu Kreta, wo sich eine gebildete und technisierte
Gesellschaft etabliert hatte, nicht gewachsen. Und die tägliche
Schwerarbeit mit dem Müll hielt ihn in erstklassiger körperlicher
Verfassung. Die Menschen mieden ihn, weil er schmutzig war,
und weil er stank, und genau das wollte er. Das Zimmer, das er
bewohnte, hatte fließendes Wasser und wurde im Winter beheizt.
Es gab elektrisches Licht, das man einschaltete, indem er an einer
Schnur zog, und er verdiente genügend dieser Metallmarken, Geld
genannt, daß er sich Kleidung und Nahrung und hin und wieder
etwas Vergnügen kaufen konnte.
Es dauerte ein Jahr, bis er entdeckte, wie kostbar hier sein
goldener Armreif war. Er hatte geglaubt, er würde ihm höchstens
ein paar Silbermarken einbringen, doch in Wahrheit hätte er
damit, wäre der Reif geschätzt und verkauft worden, seinen
gesamten Krankenhausaufenthalt bezahlen können. Das im Lande
der Irren so verbreitete Metall, war hier etwas Besonderes, denn
hier wurde es in den Maschinen verwandt, wie, das wußte er
allerdings nicht. Soli mußte das geahnt haben, und hatte sich
dennoch in den Tempel verkauft und keinerlei Vorteil daraus
gezogen.
Ihre Großzügigkeit war töricht. Ein Mann trug den Reif doch [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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