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ihn. Wie hast du das gemacht? Sag mir
die Wahrheit. Du hast doch hoffentlich
einen Plan, oder?
Er zögerte kurz, dann sah er ihr
unverwandt in die Augen. Céleste,
vertraust du mir?
Sie horchte tief in sich hinein. Zu ihrer
eigenen Überraschung stellte sie fest,
dass die Antwort Ja lautete. Sie
vertraute ihm. Nein, mehr als das.
Spätestens seit diesem unseligen Kuss
unten in der Métro-Station empfand sie
sehr viel mehr für ihn als das.
Vermutlich schon sehr viel länger, doch
bis dahin war sie nicht bereit gewesen,
sich ihre Gefühle einzugestehen.
Ohne ein weiteres Wort ergriff sie seine
Hand.
Gehen wir , sagte sie.
Du willst mir sagen, dass Lucien hier
gefangen gehalten wird? Céleste starrte
Ash an, als habe er vollkommen den
Verstand verloren. Wenn das ein
Scherz sein soll, kann ich nicht darüber
lachen.
Doch Ashs Miene blieb ernst.
Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Sie
befanden sich am Rande eines der
kleinen Parks, die das zweifellos
berühmteste Wahrzeichen von Paris
säumten.
Den Tour Eiffel den Eiffelturm.
Ein mehr als sechstausend Tonnen
schwerer und dreihundert Meter hoher
Koloss aus Stahl, der auf vier
gewaltigen Pfeilern stehend in den
samtschwarzen Nachthimmel ragte. Das
sanfte, goldene Licht unzähliger
Scheinwerfer verlieh ihm etwas
Unwirkliches, Zauberhaftes. Céleste
hatte einmal gelesen, dass jedes Jahr
mehr als sechs Millionen Menschen auf
eine der drei Aussichtsplattformen
stiegen, um die herrliche Aussicht über
Paris zu genießen. Und heute Abend so
zumindest erschien es ihr hatten sie
sich trotz der recht späten Stunde alle
auf dem riesigen Platz unterhalb des
Turms versammelt.
Wie soll das gehen? , fragte sie, noch
immer ungläubig. Es wimmelt von
Touristen, Ash. Sie können Lucien
unmöglich hier gefangen halten!
Natürlich nicht da oben , erwiderte er.
Céleste runzelte die Stirn. Nicht da
oben? Was & ? Ihre Augen wurden
groß. Moment mal, du meinst, unter
dem Eiffelturm?
Anstatt zu antworten, warf er einen Blick
auf seine Uhr. Dann griff er nach
Célestes Hand. Komm. Es ist fast elf.
Wenn überhaupt, dann haben wir jetzt
eine Chance. Laut dem Brief, der bei
deiner Tante und deinem Onkel
hinterlassen wurde, solltest du in ein
paar Minuten am Treffpunkt auf dem
alten Güterbahnhof außerhalb der Stadt
eintreffen. Die meisten unserer Gegner
dürften bereits dort auf dich warten, um
dich zu überwältigen, sobald du dich
blicken lässt. Ich rechne nur mit ein paar
Bewachern, die zurückgelassen wurden,
um Lucien im Auge zu behalten für den
Fall der Fälle.
Einmal mehr spürte Céleste, wie Panik
in ihr aufstieg. Sie hatte keine Ahnung,
was sie dort, wo sie hingehen würde,
erwartete. Vermutlich Dinge, die sie
nicht einmal in ihren schlimmsten
Träumen für möglich gehalten hätte.
Doch da musste sie jetzt durch. Und
wenigstens war sie nicht allein. Ashs
Gegenwart gab ihr Sicherheit. Sie
kämpfte die Furcht zurück und straffte
die Schultern.
Wohin?
Céleste wäre nicht einmal auf den
Zugang zu den Tunneln gestoßen, selbst
wenn ihr Leben davon abgehangen hätte.
Sie war vollkommen verblüfft, als Ash
zielstrebig auf einen Dornbusch
zusteuerte, die tief hängenden Zweige
beiseiteschob und darunter eine mit
Moos überwucherte Einstiegsluke zum
Vorschein kam.
Was zum Teufel & ?
Kaum jemand weiß, dass unter Paris
ein verborgenes System aus Tunneln
existiert , erklärte Ash. Dieser hier
wurde als Fluchtweg von König Louis
XI. angelegt. Er führt vom Elysée-Palast
direkt bis hierher.
Noch immer fassungslos starrte Céleste
ihm hinterher, als er in das dunkle Loch
hinabstieg. Da sollte sie runter? Dorthin,
wo die Monster hausten?
Reiß dich zusammen! Denk an Lucien.
Er braucht dich!
Sie atmete noch einmal tief durch, dann
folgte sie Ash über eine rostige, wenig
vertrauenerweckende Leiter nach unten.
Absolute Finsternis umfing sie, und für
einen Moment drohte die Panik wieder,
sie zu überwältigen. Ihre Kehle war wie
zugeschnürt, und ihr Herz hämmerte wie
verrückt. Am liebsten wäre sie gleich
wieder nach oben geflüchtet. Dorthin,
wo Menschen waren. Wo sie sich in
vermeintlicher Sicherheit befand. Doch
sie zwang sich, nicht die Nerven zu
verlieren. Und als kurz darauf Ashs
Taschenlampe aufflammte, beruhigte
sich ihr Puls wieder ein wenig.
Sie blickte sich um.
Die Wände des Ganges bestanden aus
Ziegeln, die im schwachen Schein der
Lampe wie glasiert schimmerten. Erst
auf den zweiten Blick erkannte Céleste,
dass es Feuchtigkeit war, die sich auf
dem Mauerwerk abgesetzt hatte. An
manchen Stellen tropfte es sogar von der
Decke, die sich bogenförmig über ihren
Köpfen spannte in der Mitte gerade
hoch genug, dass Ash aufrecht stehen
konnte, ohne anzustoßen.
Der Tunnel setzte sich in beide
Richtungen fort, so weit der Strahl der
Taschenlampe reichte. Fragend schaute
sie Ash an. Und jetzt? Wohin?
Dort entlang , sagte er und wandte sich
nach Osten.
Céleste folgte ihm, begleitet von dem
mehr als unguten Gefühl, irgendetwas
übersehen zu haben. Sie waren bereits
seit einer ganzen Weile unterwegs, als
ihr klar wurde, woher es rührte.
Findest du es nicht merkwürdig, dass
die Tunnel nicht bewacht werden? ,
raunte sie Ash zu. Warum ist hier
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